- Schweizer Katzenmagazin / Ausgabe Juni/Juli 2001 -

Es passiert Immer wieder mal: Mit mir befreundete Züchter oder Züchterinnen rufen mich an und erzählen mir, teilweise aufgeregt oder aber auch lachend: „Stell dir vor, Ich habe einen Kater als Katze verkauft" Erst vor einem Monat berichtete mir ein Freund, dass er zwei Kater an eine Familie verkauft habe, und als diese sie zum Kastrieren brachten, lachte der Tierarzt sie aus, da beide weiblichen Geschlechts waren. So eine Blamage", meinte mein Freund, „ich wusste erst gar nicht, was ich den Katzenfreunden sagen sollte. Aber dann konnte ich doch einen kleinen Schuldteil auf meinen Tierarzt schieben, der den ganzen Wurf ja immerhin zweimal geimpft und zweimal bestätigt hatte, dass der Wurf nur aus weiblichen Tieren bestehe. " Ja, auch Fachleute können sich irren und mancher Tierarzt besteht den „Katzen-Geschlechts-Ratetest" nicht- oder nicht immer. Aber zur Ehrenrettung der Tierärzte und -ärztinnen sei hiermit gesagt, dass dies nur bei der Begutachtung von sehr jungen Kitten passiert.

Mikesch-Bild-3-kleinDiese Episode liess mich an meine zweite Hauskatze „Georgie-Girl" denken, die als klitzekleines Kitten von der Insel St. George bei Hongkong vor der einsetzenden Flut am Strand gerettet wurde. Sie war braungestromt, und da nach meiner damaligen Vorstellung so ein Kater aussah, wurde sie „George" getauft. Beim Kastrationstermin erfolgte dann die Umbenennung in „Georgie-Girl". Zugegeben, etwas schadenfroh habe ich jedoch bei dem erwähnten Telefonat schon gelacht, denn solch ein Irrtum ist daran schuld, dass mich seit nunmehr elf Jahren das „Abenteuer Katzenzucht" nicht mehr loslässt: Ich hatte einen Britisch Kurzhaar-Kater aus einem Wurf von vier Katerchen versprochen bekommen, um einen ruhigen Schmuser zu meiner damaligen verrückten Meute von vier Hauskatzen zu gesellen. Ein aufgeregter Anruf des Züchters nach dem Tierarztbesuch, als die „Kater" im Alter von acht Wochen das erste Mal geimpft wurden, hinterliess bei mir den so genannten „Aha-Effekt", denn der Züchter erklärte, er habe leider kein „anderes Muster" zum Vergleich gehabt und es seien nicht vier Kater, sondern vier Kätzchen. Da die Kätzchen aber sehr hübsch und rund waren, blieb ich bei meinem Entschluss, eine Britisch Kurzhaar zu kaufen, allerdings dann eine Katze. Und wie es so oft vorkommt, die Kleine war sehr typvoll, erfolgreich auf Ausstellungen, und der erste Wurf klappte meisterhaft. Und damit war ich sozusagen mit dem Virus Katzenzucht infiziert.

Doch jedes Mal, wenn eine meiner Kätzinnen Kitten hat, geht das gleiche Spiel los: Nachsehen, ob es Kater oder Katze ist. Zum Glück lag ich bisher immer richtig, denn die Geschlechtsmerkmale sind gleich bei den neugeborenen, noch nassen Kitten sehr gut zu sehen. Da zeichnet sich alles noch ganz klar ab, ohne von Fell be-oder verdeckt zu sein. Und manches Mal werde ich von in der Nähe wohnenden Züchterinnen und Züchtern um Hilfe gebeten, wenn es um die Geschlechtsbestimmung geht. Meist geschieht dies, wenn die Kleinen gerade mal drei Wochen alt sind, denn jeder Wurf muss zur rechten Zeit beim Katzenzucht-Club gemeldet werden. Da will man sich nicht blamieren, und für eine Umschreibung des Stammbaumes muss erneut bezahlt werden.

Lustig war eine Geschichte, die ich im Internet verfolgen konnte: Es wurde ein roter Perser-Jungkater angeboten, aber dann wurde eine Berichtigung nachveröffentlicht, mit den Worten: „Entschuldigung, nachdem meine Menschen mich gebadet hatten, haben sie gesehen, dass ich eine Katze bin. " Ich kann mir hier nur vorstellen, dass beim Abfühlen die dichten Haare des Perserkätzchens als „Hoden" ertastet wurden. Ja, zur Geschlechtsbestimmung bei Katzen muss man manchmal das richtige „Fingerspitzengefühl" haben. In den letzten zehn Jahren bekam ich immer wieder mal Anrufe von mir total fremden Menschen, die von mir einen Tip in puncto “Katzen-

fragen" erbaten. Dies resultiert aus „tierischen Kontakten" meiner vielen Freunde und Freundinnen, die gerne meine Telefonnummer an Rat suchende Katzenfreunde weitergeben -nach dem Motto: „Ruf doch mal Evelin an, die kann sicher helfen. " Ja, helfen ist ein weiter Begriff, aber ich versuche natürlich, wenn ich keinen Rat weiss, den richtigen Ratgeber zu nennen. Bei solchen Anrufen ist ab und zu immer wieder der gleiche Problemfall aufgetreten, dass mich Katzenbesitzer/innen anriefen und fragten, ob ich ihnen erklären könne, was das für komische Laute seien, die ihr Kater von sich gebe. Wenn ich bei solch einem Gespräch auch noch die typischen Rolligkeitsgeräusche einer Kätzin im Hintergrund hören konnte, war die Sache einfach - hier war kein Kater, sondern eine Katze dabei, sich entsprechend mitzuteilen. Ansonsten grenzt es fast immer an Detektivarbeit, die Katzen- bzw. vermeintlichen Kater-Besitzer/innen nach den entsprechenden Verhaltensweisen ihrer Samtpfoten zu befragen, um letztlich herauszufinden, dass der Kater doch eine Katze ist. Mein Rat in so einer Situation ist eigentlich immer derselbe: „Lassen Sie Ihre Katze nicht aus dem Haus, bis dieses für Sie neue Verhalten total abgeklungen ist, und vereinbaren Sie danach einen Kastrationstermin bei Ihrem Tierarzt, wenn Sie nicht vorhaben, einen Wurf kleiner Kätzchen in Ihrem Haus aufzuziehen. "

Bei manchen kräftigen Kitten kann man die Hoden erst im Alter von drei Monaten fühlen, und ganz sicher kann man bei Katern im Alter von etwa sechs Monaten sehen, dass sie männlichen Geschlechts sind, denn die Hoden sind in diesem Alter meist schon sehr gut ausgebildet. Bei erwachsenen Tieren ist der Unterschied zwischen Kater und Katze im Körperbau und bei der Kopfform dann schon auffällig. Wobei natürlich auch hier Ausnahmen vorkommen können, denn es gibt sehr kräftige Kätzinnen, die mancher Laie für einen Kater hält - der Augenschein trügt, und so genau wird dann nicht mehr nachgesehen.

„Trau keinem Kater über sechs Monaten... ", das ist ein Spruch, den sich alle (Züchter/innen) merken sollten, vor allem wenn zwei Kitten aus dem gleichen Wurf in ein neues Heim gehen oder man zwei Kätzchen vom Bauernhof holt. Hier muss man(n) oder frau wirklich ganz sicher sein, welches Geschlecht die Kitten haben, um unerwünschte Nebeneffekte - sprich Nachwuchs - zu vermeiden, denn Kätzinnen können auch schon mit sechs Monaten sozusagen „unterschwellig" rollen und aufnahmebereit sein, was wiederum einen jungen, aber doch schon geschlechtsreifen Kater entsprechend reagieren lässt.

Ganz eindeutig weiblich sind dreifarbige Katzen, die auch als „Glückskatzen" bezeichnet werden, sowie schildpattfarbene Katzen. Hier ist ein Irrtum normalerweise ausgeschlossen, aber eine Laune der Natur hat hier auch schon mal Kater so gefärbt. Allerdings mit einer statistischen Quotenmöglichkeit von 1: 1000 oder mehr. Doch es heisst, diese Zufälle seien unfruchtbar. Aber sicher gibt es jemand, der mir das Gegenteil berichten wird. Da bin ich mal richtig gespannt!