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Fast alle Katzenbesitzer/innen, egal ob sie Katzen züchten oder nicht, haben eines Tages ein Problem mit einer „rolligen" Kätzin oder einem Kater, der sein Revier markiert. Bei Katzenfreunden, die nicht züchten, steht dann meist der Gang zur Tierärztin oder zum Tierarzt mit der meist gut einjährigen Katze oder dem Kater an, um sie kastrieren zu lassen. Und genau wie beim Menschen ist eine Operation zum „Unfruchtbarmachen" bei den männlichen Spezies eine „kleine Sache", aber bei den weiblichen ist es eine grössere Operation, ein Eingriff in den gynäkologischen Bereich, den Gebärraum. |
Die Vorteile der Kastration liegen auf der Hand. Die Kater, sofern sie Freilauf hatten, sind nicht mehr so lange auf der Pirsch, sie werden häuslicher. Die Kätzinnen werden ausgeglichener, da die „Hor-monschübe", bedingt durch die „Rolligkeiten", ausbleiben („Rolligkeit" ist übrigens die volkstümliche Bezeichnung der Brunst bei der Katze). Ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass sich Katzen durch die Kastration wesentlich verändert haben. Die einzig eventuell sichtbare, spürbare Veränderung ist, dass die Katzen und Kater ruhiger, ausgeglichener werden können. Aber dies ist sicher auch rassebedingt und hängt von vielen sonstigen Lebensumständen und dem Umfeld der Katzen ab. |
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Ich rate allen, mit der Kastration so lange zu warten, bis die Tiere gut entwickelt sind. Bei Kätzinnen sollte man die erste Rolligkeit vergehen lassen, bis man den Eingriff vornehmen lässt, bei Katern ist es gut, wenn man mindestens bis zum 9. Lebensmonat warten kann. Aber viele Katerbesitzer/innen haben Angst, dass ihr Kater im Haus „markiert", obwohl der strenge Geruch des Urins meist aus dem Katzenklo kommt, und da hilft erst mal eine mehrmals tägliche Katzentoiletten-Reinigung. In den USA werden von Tierschützern oft ganze Katzenstämme mit vielen jungen, halbwilden Katzen bereits im Alter von 8-12 Wochen eingefangen und kastriert. Man will damit einer unerwünschten Katzenpopulation zuvorkommen. Allerdings müssen sich diese kleinen Kätzchen einer sehr aufwändigen Narkose unterziehen, denn die Narkosemittel, die injiziert werden, bauen sich über das Körperfett ab, und da von haben so kleine Wesen ja noch fast nichts am Leibe. Ausserdem besteht bei sehr jungen Katzen durch die Narkose eine erhöhte Gefahr der Unterkühlung sowie eine lebensgefährliche Herabsetzung des Blutzuckers, was dann durch Glucosemangel im Gehirn einen vielseitigen Symptomenkomplex auslösen kann. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb man unter „normalen Umständen" Kater und Katzen erst kastrieren lassen sollte, wenn sie sozusagen „ausgereift" sind. |
Als meine erste Katze vor über 20 Jahren kastriert wurde, war noch eine total andere Operationstechnik üblich. Es wurde ein ziemlich grosser Schnitt seitlich an der Hinterflanke der Katze gemacht. Ich erinnere mich noch heute gut daran, wie entsetzt ich war, als sich bei meiner „Georgie" an diesem Schnitt auch noch ein Abszess entwickelte. Aber nicht nur die „Schnitt-Technik" hat sich weiterentwickelt, sondern auch vieles, was mit dem Operationsumfeld zusammenhängt. Eines hat sich allerdings nicht geändert: Für die Nähte im „Inneren", bevor also die Oberhaut-Naht gemacht wird, wird immer noch „Catgut" verwendet, aber dies ist kein Katzendarm, sondern ein Nähfaden, der aus der Muskelschicht des Schafsdünndarms hergestellt wird. |
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Wie gesagt, beim Kater ist der Eingriff ins Geschlechtsleben eigentlich eine Kleinigkeit. Er wird nach dem Betäuben rund um die Hodensäckchen geschoren, dann wird dieser Bereich mit sterilem Tuch abgedeckt und desinfiziert. Als Nächstes erfolgt ein kleiner Schnitt in den Hodensack, dann wird der Hoden herausgezogen und das Schnittende am Samenleiter mit Catgut fest abgebunden. Der Hoden wird abgeschnitten, es wird kontrolliert, ob noch eine Nachblutung erfolgt, und wenn dies nicht der Fall ist, wird der Catgut-Faden abgeschnitten. |
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Eine wesentlich aufwändigere Operation ist die Kastration der Kätzin. Nach der Betäubung wird der Bauchbereich geschoren, die Katze auf den Rücken gelegt und an allen vier Pfoten angebunden. Das OP-Feld wird steril gemacht und abgedeckt. Dann erfolgt ein Schnitt von ca. 1 bis 1, 5 cm auf der Mitte der Bauchhaut, angesetzt beim Nabel auf der Linea alba (der weissen Linie). Auf der Linea alba trifft die gesamte Bauchmuskulatur im unteren Bereich zusammen. Sie besteht nur aus Bindegewebe und weist keine Blutgefässe auf. Ich war übrigens fasziniert, als ich feststellte, dass hier sozusagen kein Blut „floss". Aber als ich dies aussprach, musste ich mir auch den Kommentar des Tierarztes gefallen lassen, der so richtig norddeutsch-trocken dazu meinte, bei guten Chirurgen fliesse bei der Operation eben kein Blut. |
Eine Operation in der Tierklinik gleicht in den Vorbereitungen der in jedem normalen Krankenhaus: sterile Tücher, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe für den Operateur, Mundschutz, sterile Instrumente und Tücher zum Abdecken des Operationsumfeldes, wobei hier das Wort „steril" bedeutet, dass die Instrumente keimfrei gemacht werden. |
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Bei der von mir fotografierten Operation hatte ich sozusagen besonderes Glück, weil ich gleichzeitig etwas sehen konnte, was ab und zu vorkommt - nämlich dass die Katze an den Eierstöcken Zysten hat. Dies kommt sogar bei jungen Katzen vor (die operierte Katze war gerade einjährig). Wenn man bei der Entfernung der Eierstöcke diese Zysten nicht sieht oder sie beim Herausziehen der Eierstöcke mit dem Kastrationshaken perforiert, dann ist es möglich, dass Teile des Eierstocks abreissen, was bewirken kann, dass die Katze trotz Kastration wieder „rollig" wird, allerdings ohne fruchtbar zu sein. |
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