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Wir alle kennen das - von einem Einkauf oder einer Postsendung haben wir einen Karton, der, wie so viel anderes “Altpapier”, wieder entsorgt werden muss. Katzenbesitzer/innen, die ihre Katzen so richtig lieben, lassen diesen oder jenen Karton dann eine Zeit lang im Haus stehen, denn es wird für eine Weile der liebste Platz für die Katz’ oder die Katzen-Gang, sofern mehrere Schnurrer zum Haus gehören. Aber nach einer gewissen Zeit beginnt der Karton sein gutes Aussehen zu verlieren, sei es, weil er letztlich doch zu |
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vor ein paar Tagen anvertraut... ) Die erste Katze, die er kennen lernte, war meine „Dienstälteste", ein blaues, 10-jähriges Britenmädchen, mein „Äffchen", die ganz vorsichtig nach kurzem Beschnuppern in ihn hineinstieg, einen tiefen Seufzer machte und stundenlang total entspannt darin schlief. Und noch immer ist dieser Karton, der inzwischen gut 17 Monate alt ist, Mittelpunkt in meinem (Katzen-)Haushalt. Einmal wäre |
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wieder über den kleinen Teppich, rollten ihn auf, schauten darunter, setzten sich demonstrativ vor mich hin und maulten. Natürlich, da war doch auf einmal eine leere Stelle - der Karton stand nicht mehr da! Da hatten meine Katzen aber Glück, dass ich diesmal schnell kapierte; aber vielleicht hatte eher ich Glück... Das war vielleicht ein Wiedersehen! Innerhalb weniger Minuten wechselte laufend die Karton-Besatzung, es war ein Kommen und Gehen, ein immer wieder in Besitznehmen und Sichvergewissern, dass ein alter, vertrauter Freund wieder da ist. Und so steht der Karton seitdem hier im Wohnzimmer. Er wechselt weiterhin, zusammen mit dem kleinen Teppich oder allein, seinen Platz, je nachdem, wie derb und heftig die Katzenspiele jeweils mit ihm oder wegen ihm sind. Jede Katze hat ihre eigene Art, sich ihm zu nähern, es sich in ihm wohl gehen zu lassen. “Jeemy", mein roter Maine Coon-Kater, taucht meistens im Karton erst einmal richtig ab, dreht sich mehrmals um die eigene Achse, schmeisst sich auf den Rücken, macht |
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dem jeweiligen Karton-Gast ein. Ich dachte schon, dass zum Beispiel „Bonnie" und „Whitey", meine zwei jungen Britenmädchen, so gar kein Interesse an dem Karton hätten, aber auch sie haben ihre Karton-Zeiten, meist in der Nacht, was ich feststellen konnte, als ich mal nachts aufstehen musste und noch einen Abstecher ins Wohnzimmer machte.Natürlich ist der Karton nicht permanent besetzt; es fällt mir ein Vergleich ein, wie es bei Kindern oft mit Spielzeug ist: Es kann lange unbeachtet herumliegen oder herumstehen, aber sobald jemand anderer Interesse daran bekundet, wird es auf einmal total interessant für alle anderen. Genauso ergeht es auch dem Karton - eine Weile ist er leer, unausgefüllt, und plötzlich wollen ihn alle in Besitz nehmen. Im Sommer des vergangenen Jahres war es hier noch um einiges lebhafter als es sonst schon ist, denn ich hatte zwei Kitten-Würfe. Der Karton hatte dadurch sozusagen Dauerbesetzung. Er wurde geknufft, gebissen, besprungen, umgedreht, herumgeschleudert und hochkant auf den Kopf gestellt, aber nichts konnte ihn verdriessen. Je mehr Leben um ihn herum war, desto mehr schien er in seinem Karton-Rot zu glänzen und zu strahlen. Er teilte das Spielzeug, das die Katzen ihm voll |
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mich natürlich zum Nachdenken -was soll ich denn „unserem Karton" als Dank für seine Dienste dafür kaufen, da er doch alles hat zum Glücklichsein? Oder wollten meine Katzen einfach dafür sorgen, dass er weiter seine Berechtigung hat und mir, wie es heute so üblich ist, die „Leasing-Gebühr" für ein weiteres Jahr mit ihm entrichten? Wenn aber jemand aus meinem Freundeskreis berechtigten Anlass hat zu behaupten, sie oder er sei bei mir im Haus unbemerkt um 50 Franken erleichtert worden, so gebe ich diesen Schein gern dem rechtmässigen Besitzer zurück! |
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