- Schweizer Katzenmagazin / Ausgabe Februar/März 1999 -

Ihre Katze ist eigentlich rundum gesund und Sie gehen mit ihr einmal im Jahr zum Tierärztin oder zum Tierarzt, damit die Impfungen „aufgefrischt" werden. Impfungen gegen Katzenseuche, Katzenschnupfen, Tollwut und Leukose sind heutzutage ein „Muss" für jeden Minitiger, der Freilauf hat oder in der „Cat Fancy" seinen Platz behaupten w??? Wenn Ihre Tierärztin/Ihr Tierarzt aber all diese Impfstoffe auf einmal, das heisst am gleichen Tag, injiziert, sollte Ihnen das eigentlich zu denken geben ...

Ja, leider gibt es sie, die Tierärztinnen und Tierärzte, die Ihnen versichern, es mache der Katze gar nichts aus - es schade ihr nicht, wenn sie alle Impfungen auf einmal erhalte. Auf jeden Fall hat die Tierärztin /der Tierarzt damit sichergestellt, dass Sie mit Ihrer Katze dann keinen „Mitbewerber" für die weiteren Impfungen aufsuchen. Impfen ist eine schnelle, simple Sache, damit hält man

sich nicht lange auf, und meist wird dann auch um sofortige Barzahlung gebeten. Manche Tierärztinnen und Tierärzte betrachten Summen unter Fr. 100. - als „Peanuts", für die sich das Rechnung schreiben nicht lohnt.

Immer wieder höre ich von dieser Art der Behandlung, die für mich keine seriöse Handlung darstellt, denn jeder Impfstoff braucht eine gewisse Zeit, bis die Antikörper ausgebildet werden, auch bei einer Katze! Denken Sie doch einfach mal darüber nach, wie verschieden die Symptome der 3 Krankheiten sind, gegen die Ihre Katze geimpft wird - kein Humanmediziner käme auf die Idee, einen Menschen am gleichen Tag gegen Grippe, Typhus und Tuberkulose zu impfen. „Kitty" kann sich nicht wehren, aber Sie haben es in der Hand und können die richtige Entscheidung treffen, die allerdings nicht die bequeme Lösung ist, weil Sie ja dann nochmals mit Ihrer Katze zum Impfen fahren müssen.

Optimal ist es, vor dem anstehenden Impftermin eine Kotprobe der Katze untersuchen zu lassen - diesen Rat haben Sie hoffentlich schon mal von Ihrer Tierärztin/Ihrem Tierarzt erhalten, denn bei festgestelltem Wurmbefall kann dann das richtige Wurmmittel verabreicht werden. Es gibt zwar sogenannte Breitbandentwurmungsmittel, doch macht es keinen Sinn ein Mittel einzugeben, das z. B. auch gegen Bandwurm hilft, obwohl die Katze gar keine Bandwürmer hat. Wissen sollten Sie zum „Thema Würmer", dass der Impfschutz nur unzulänglich ausgebildet wird, wenn die Katze Wurmbefall hat. Eine Tierarztpraxis, die etwas auf sich hält, sollte in der Lage sein, im eigenen Labor sofort eine Kotprobe zu untersuchen und nicht nur Wurmpasten en gros zu verkaufen. Natürlich ist eine Kotuntersuchung etwas arbeitsintensiv, aber in der Abrechnungstabelle der Tierärzte

nicht hoch angesetzt; doch kommt es ihrer Katze zugute, wenn man sie nicht mit Mitteln vollstopft, die vielleicht unnötig sind, obwohl uns die Hersteller/innen der entsprechenden „Pasten" gerne versichern, dass da absolut keine Gefahr besteht, auch nicht bei einer Überdosierung! Aber Sie nehmen z. B. doch auch nicht Tabletten gegen Kopfweh, nur weil Sie befürchten, dass Sie Kopfweh bekommen könnten. Heutzutage sieht manche Tierarztpraxis mehr wie ein Geschäft für Tierbedarf und -futtermit-tel aus, der Verkauf dieser Dinge ist wohl recht profitabel, und der Raum, der früher das Labor beherbergte, fungiert dann als „Vorratskammer".

Es reicht absolut nicht nur der „Augenschein" des Doktors und ein Streicheln Ihrer Katze vor dem „Pieks", sondern vor jedem Impfen gehört eine Grunduntersuchung des Tieres einfach zur Arztroutine - und das ohne jede Extra-Berechnung! Diese Grunduntersuchung sollte mindestens so ablaufen: Mit einem fein-zinkigen Kamm wird das Fell durchgekämmt, um eventuelle Parasiten entdecken zu können, und die Haut wird abgefühlt. Die Schleimhäute werden untersucht, ebenso die Augen, die Ohren und die Zähne. Die Lymphdrüsen und der Bauchbereich werden abgetastet, das Herz und die Lunge werden abgehört und auch eine Untersuchung des Analbereichs sowie der Geschlechtsorgane gehört dazu. Wenn dies die übliche Art ist, wie Ihre Tierärztin/Ihr Tierarzt mit Ihrer Katze vor dem Impfen umgeht, dann ist sie in den richtigen Händen. Wenn nicht, dann sollten Sie sich, zum Wohle Ihrer Katze, bald nach einem anderen Veterinär umsehen.

Impftermin-2-S

Kein verantwortungsvoller Tierarzt wird übrigens eine Impfung durchführen, wenn das Tier nicht in allen „Punkten" fit ist. Eine Zahnfleischentzündung oder Durchfall sind zum Beispiel Gründe, die einen Impfaufschub verlangen. Darauf wird ein tierliebender Tierarzt unbedingt bestehen.

Aber keine Angst, der Impfschutz hört nicht plötzlich von heute auf morgen nach der Jahresfrist auf, insofern kann man unbesorgt die Impftermine etwas auseinanderziehen, wenn man sich „pro Kitty" dazu entschieden hat, ihr nicht alle Impfungen in einem „Schuss" geben zu lassen, denn auch hier passt das Sprichwort: „Weniger ist manchmal mehr!"